10.06.2010

Rettung für Wale?

Bundestag beschließt Ausstiegs-Szenario

Grauwal Der Deutsche Bundestag verab- schiedete am heutigen Donnerstag einen Entschließungsantrag, der die Verhandlungsposition der Bundesregierung für die kommende Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) festlegt. Deutschland soll den Ausstieg aus jeglichem kommerziellen Walfang sowie ein umgehendes Ende des Fangs bedrohter Walarten und in Schutzgebieten fordern.

Die Walfangtagung wird vom 21. bis 25. Juni in Agadir, Marokko, über einen brandgefährlichen "Kompromiß" verhandeln, der den Fang von bis zu 1.400 Walen jährlich legitimieren würde. "Bislang zeigte sich die Bundesregierung den Walfangländern gegenüber sehr kompromißbereit. Deshalb begrüßen wir den heutigen Beschluß um so mehr", betont Dr. Sandra Altherr von der Umweltschutz-Organisation 'Pro Wildlife'. "Jetzt haben wir Hoffnung, daß die Walfangtagung kein Waterloo für den Walschutz wird."

Seit zwei Jahren hat die IWC hinter verschlossenen Türen einen "Kompromiß" ausgehandelt, um die festgefahrenen Positionen zwischen Walfang- und Walschutzinteressen aufzubrechen. Umweltschutz-Organisationen kritisieren, daß dieser vorliegende faule Kompromiss nun alle Walschutzerfolge der vergangenen Jahrzehnte zunichte machen würde. Ausgerechnet die drei Länder, die den strengen Schutz der Meeresriesen seit Jahren ignorieren, würden mit jährlichen Fangquoten von bis zu 1.400 Tieren belohnt: Norwegen, Island und Japan. "Die Walschutzseite soll mit marginalen Zugeständnissen abgespeist werden - unter anderem mit einem Walschutzgebiet im Südatlantik, wo überhaupt keine Wale gejagt werden", kritisiert die Pro Wildlife Sprecherin.

Deutschland fällt bei den Walfangverhandlungen eine möglicherweise entscheidende Rolle zu. Das für die IWC zuständige deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) arbeitete seit Herbst 2008 in einer sogenannten Unterstützergruppe aus nur zwölf IWC-Mitgliedsstaaten an der Entwicklung des brandgefährlichen Kompromiß-Paketes mit. "Auf Druck der Arten- und Tierschutzverbände und mit dem heutigen Bundestagsbeschluß hat die Bundesregierung nun ein konkretes Ausstiegs-Szenario für den kommerziellen Walfang Japans, Islands und Norwegens als Verhandlungsziel", so Altherr. "Deutschland hat als einer der bisherigen Hauptverhandler des Deals einen immensen Einfluß in der EU. Deshalb ist die neue Walschutzposition so wichtig."

Pro Wildlife fordert alle 88 IWC-Mitgliedsstaaten auf, statt faulen Kompromissen endlich ein baldiges Ende des kommerziellen Walfangs zu forcieren: "Wale benötigen heute mehr Schutz denn je. Der rücksichtslose Walfang von Japan, Island und Norwegen muß ein für allemal ein Ende haben."

 

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Anmerkungen

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