Die seit Jahren zu beobachtende Erwärmung der Arktis1 birgt die Gefahr einer Rückkopplung: Je mehr Fläche der Arktis eisfrei wird und je länger im Sommer große Wasserflächen von der Sonne aufgewärmt werden, desto mehr beschleunigt sich das Tempo des globalen Treibhauseffekts. Bereits im April 2008 hatte der renommierte Klimaforscher James Hansen zusammen mit KollegInnen eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß die Erde gefährlich nahe an einem kritischen Punkt angelangt ist, an dem die Klimakatastrophe in ein sich selbst verstärkendes und unaufhaltsames Stadium treten wird. Heute (Donnerstag) legte die Umweltstiftung WWF den Report vor: 'Arktische Rückkopplungen: Auswirkungen auf das globale Klima'. Laut dieser neuen Studie sind die weltweiten Folgen aus der Erwärmung der Arktis um ein Vielfaches dramatischer als bisher prognostiziert.
Laut WWF-Report werden die Veränderungen in der Arktis den Klimawandel dramatischer verstärken als in bisherigen wissenschaftlichen Prognosen angenommen, die Ergebnisse des IPCC von 2007 mit eingeschlossen. Der rapide Rückgang des Eises wird auch Temperatur und Niederschläge in Europa und Nord-Amerika beeinflussen und neben der Land- und Forstwirtschaft auch die Wasserversorgung betreffen.
In den gefrorenen Böden und Feuchtgebieten der Arktis ist doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie in der Atmosphäre enthalten ist. In dem Maße in dem die Erwärmung in der Arktis voranschreitet, werden auch die Böden auftauen und in signifikant steigendem Maße Kohlenstoff in Form von CO2 und Methan an die Atmosphäre abgeben. Methan ist als Treibhausgas etwa 25 mal so wirksam wie CO2.
"Der Report verdeutlicht die Herausforderungen vor denen wir stehen", sagte Regine Günther, Leiterin Klimapolitik des WWF Deutschland. "Wenn sich die Arktis erwärmt, hat das nicht nur regionale Folgen, sondern Konsequenzen für die die gesamte Erde." Leider erschöpft sich die Stellungnahme des WWF wie üblich in Appellen an "die Politik". So erklärte WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes bei der Vorstellung des Reports: "Der Klimaschutz muß wieder mehr in den Vordergrund treten - auch bei den deutschen Parteien." Doch allmählich wird es einer Mehrheit der Bevölkerung bewußt, daß die seit Anfang der 1990er Jahre einander jagende Folge von Klimakonferenzen2 nur der Vernebelung dient, um so zu verbergen, daß die parlamentarischen PoltikererInnen der Industrienationen mit wenigen Ausnahmen allein für die Interessen der großen Konzerne arbeiten.
Kommentar:
Es ist höchste Zeit, daß die Mehrheit, die die Zeichen der Zeit erkannt hat und bereit ist, sich persönlich für eine tiefgreifende Wende einzusetzen, aktiv wird. Dies kann sich nicht auf Veränderungen des persönlichen Verhaltens und auf Eigeninitiative beschränken, sondern muß zugleich auf eine demokratische Umgestaltung der Gesellschaft zielen. Solange jedoch die Macht in einer demokratisch nicht kontrollierten Wirtschaft konzentriert ist, werden alle Versuche der Veränderung kläglich scheitern. Entscheidend ist es daher, Schritt für Schritt demokratische Entscheidungen in der Wirtschaft durchzusetzen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch:
Neue Klimastudie: Beschleunigtes Tempo
Kipp-Punkt näher als bislang vorhergesehen (16.02.09)
Klima vor Kipp-Punkt
Erdgeschichte: Plötzliche klimatische Veränderungen... (7.09.08)
WWF: Eis der Arktis schmilzt schneller als erwartet
Bereits im Sommer 2013 eisfrei? (25.04.08)
Klimaforscher James Hansen: Erde an kritischem Punkt (6.04.08)
2 Siehe hierzu auch:
Bali: Eine Bilanz (15.12.07)
Siehe auch unsere Artikel:
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