Bremerhaven (LiZ). Auf dem Meeresgrund der deutschen Nord- und Ostsee liegen rund 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und chemische Waffen. Die Granaten, Bomben und Torpedos, die weit überwiegend aus den beiden Weltkriegen stammen, geben vermehrt Giftstoffe ab, die eine ernste Gefahr für das Ökosystem darstellen.
WissenschaftlerInnen haben in einem auf viele Jahre angelegten Projekt herausgefunden, daß die zu Kriegsende bedenkenlos versenkte oder untergegangene Munition die Umwelt auch nach Jahrzehnten massiv schädigt. Mit den Bildern von brennenden Ölfeldern während des Irak-Kriegs von 2003 wurde einer breiten Öffentlichkeit bewußt, daß Krieg über das unaussprechliche Leid für viele Menschen hinaus auch für Natur, Tier- und Pflanzenwelt katastrophale Folgen hat. WK I und WK II sind in diese Hinsicht bis heute nicht zu Ende.
Die ForscherInnen vom Thünen-Institut und vom Alfred-Wegener-Institut fanden nach eigenen Angaben giftige Abbauprodukte des Sprengstoffs TNT und arsenhaltiger chemische Kampfstoffe. Auch durch Untersuchungen an der die Fundstellen von Munition umgebenden Fauna und Flora wurde nachgewiesen, daß es sich um massiv umweltgefährdende Stoffe handelt, die nach und nach durch rostende Hüllen ins Meereswasser gelangen. "Das Problem wird umso größer, je mehr die Metallhüllen der Kampfmittel wegrosten," sagte Toxikologe Edmund Maser in Bremerhaven auf der Abschluß-Konferenz zum Forschungsprojekt 'Daimon' (Decision Aid for Marine Munitions).
Mit aufwendigen Verfahren haben die WissenschaftlerInnen Proben aus der Ostsee entnommen und die austretenden Chemikalien analysiert. Die Substanzen schädigen demnach das Erbgut der Tiere. Die Untersuchungen zeigten auch auf, daß eine Plattfischart im Versenkungsgebiet Kolberger Heide mehr Lebertumore aufweist als anderswo. Muscheln, die dort in kleinen Netzkäfigen dem Einfluß der Munition ausgesetzt waren, reicherten TNT-Abbauprodukte an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Ostsee schätzungsweise 300.000 Tonnen sogenannte Kampfmittel versenkt. Allein am Grund der Kieler Außenförde liegen rund 35.000 Tonnen Seeminen und Torpedos in höchstens zwölf Metern Wassertiefe.
Anmerkungen
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