Die Menschheit lebt - zumindest in den "fortgeschrittenen" Staaten - so, als habe sie noch einen Ersatz-Planeten im Kofferraum. Nach wie vor wird mit den Böden, der Grundlage allen Wohlstands, Raubbau betrieben. Allein in Deutschland fällt täglich Land in der Größe von 100 Fußballfeldern dem Flächenfraß zum Opfer.
Der 'Bodenatlas 2015' bereitet die bekannten Daten anschaulich auf: Land und Böden werden immer knapper. In Deutschland beispielsweise beträgt der Flächenverbrauch durch Städte- und Straßenbau mehr als 70 Hektar pro Tag. Dies entspricht der Fläche von über 100 Fußballfeldern. Ein Viertel aller Ackerflächen ist in Deutschland von Wind- und Bodenerosion betroffen – rund drei Millionen Hektar. Herausgegeben wird der 'Bodenatlas 2015' von der Umwelt-Organisation BUND in Zusammenarbeit mit mehreren weiteren Organisationen - hier ist er kostenlos abrufbar:
Bodenatlas 2015
Nach wie vor schreitet Europa als schlechtes Beispiel an der Spitze der globalen Umwelt-Verbrecher. Kein anderer Kontinent beutet so viel Fläche außerhalb seiner Grenzen aus wie Europa. Deutschland beispielsweise importiert Agrar-Produkte und andere Verbrauchsgüter, die mit knapp 80 Millionen Hektar mehr als das Doppelte der eigenen Landesfläche in Anspruch nehmen. Die anderen europäischen Staaten stehen dem kaum nach: Der Konsum der EU-BürgerInnen benötigt eine Fläche von rund 640 Millionen Hektar pro Jahr - rund das Eineinhalbfache der Fläche aller 28 Mitglied-Staaten zusammen. Rund 60 Prozent der für den europäischen Konsum genutzten Flächen befinden sich außerhalb der EU.
Das meiste hiervon geht auf das Konto der intensiven Fleisch-Produktion, für die europäischen Fleisch-EsserInnen gigantische Mengen Futtermittel aus Ländern des globalen Südens importieren - hierunter wiederum überwiegend Soja, was die fortschreitende Vernichtung des Amazonas-Urwaldes verursacht. Auch immer mehr KleinbäuerInnen und mittleren Agrar-Betriebe in Ländern wie Brasilien und Argentinien verlieren hierbei ihr Land und damit ihre Nahrungs- und Existenzgrundlage.
Im Durchschnitt beanspruchen die EU-BürgerInnen – VegetarierInnen, Alte und Kleinkinder eingerechnet - pro Kopf im Jahr 1,3 Hektar Land – das sind zwei ganze Fußballfelder und sechsmal so viel wie der Pro-Kopf-Bedarf in Bangladesch. Das widerspricht angesichts der Ernährungssituation in vielen Ländern jedem Sinn für Gerechtigkeit und ist auch ökologisch unhaltbar. Die Hoffnung, daß die Parteien-Politik irgendwann einmal dem entgegensteuert, ist angesichts der Erfahrungen der vergangenen drei Jahrzehnte obsolet. Wer sich anschaut, wohin die massiven Agrar-Subventionen in der EU fließen, erkennt, wem die Parteien-Politik dient.
Hinzu kommt, daß fruchtbare Böden in Deutschland nicht nur dem Flächenfraß für Straßen, Neubau-Siedlungen bei stagnierender Bevölkerungszahl Deutschlands und Gewerbeansiedlungen zum Opfer fallen, sondern auch durch die industrielle Landwirtschaft zunehmend zerstört werden. Immer mehr Flächen an fruchtbaren Böden in Europa werden durch schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichtet und degradiert. Wegen der über lange Zeiträume von pflanzlicher Bedeckung freigelegten Bodenflächen, geht Humus durch Wind- und Wasser-Erosion verloren. Ein Viertel aller Ackerflächen sind in Deutschland von Wind- und Bodenerosion betroffen – rund drei Millionen Hektar. Der fortschreitenden Überbauung, Erosion und dem Humus-Verlust wird von der Parteien-Politik kein Einhalt geboten. Diese zerstörerische Entwicklung kann offensichtlich nur von einer Bevölkerung aufgehalten werden, die sich selbst zur Wehr setzt.
Die Folgen der europäischen Agrar-Subventionen, die vor allem das Wachstum landwirtschaftlicher Großbetriebe und die Konzentration des Landbesitzes in den Händen weniger fördern, ist besonders deutlich im Osten Deutschlands und in den ehemaligen Ostblock-Staaten erkennbar. Nicht nur im Schwarzwald müssen immer mehr Milch-BäuerInnen aufgeben - in Deutschland steigen in Folge der Land-Konzentration die Preise für Ackerland massiv. In Rumänien explodierten die Preise für Ackerland innerhalb von zehn Jahren sogar um 1.800 Prozent.
Anmerkungen
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