4.04.2012

Artenvernichtung
Osterhase gefährdet?

überfahrener Hase Daß im Kapitalismus nicht der Feldhase zum Osterfest gehört, sondern der Schokoladenhase, mag manchen konservativen UmweltschützerInnen noch nicht aufgegangen sein. Denn regelmäßig an Ostern wird an "die Politik" appelliert, bitteschön den Feldhasen, der doch den Kinderlein die Eier bringt, vorm Aussterben zu erretten.

Alle Jahre wieder plädiert auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für grundlegende Änderungen in der landwirtschaftlichen Praxis. Denn unter der industriellen Landwirtschaft mit ihren großflächigen Monokulturen und hohem Pestizideinsatz haben Hase, Hamster und auch viele Bodenbrüter zu leiden. Vor zwölf Jahren wurden deutschlandweit noch etwa eine halbe Million Hasen gezählt. Heute sind nur noch rund 350.000 übrig.

Der stärkste Rückgang der Hasenpopulation ist laut BUND in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen zu beobachten. "In großräumigen, leeren Agrarlandschaften und in Regionen mit flächendeckenden Mais-Monokulturen findet der Feldhase immer weniger Lebensraum. Hauptursache dafür ist eine verfehlte Subventionspolitik, die vor allem Anreize für die Agrar-Industrie setzt und dem Artenschutz zu wenig Bedeutung beimißt," erklärt der BUND-Naturschutzexperte Magnus Wessel. "Der Einsatz großer Mengen von Pestiziden, die Überdüngung der Äcker und das Umpflügen von Feldrändern - das alles findet im Rahmen der bestehenden Gesetze statt. Die Folge sind dramatische Verluste bei Feldhasen und zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten. Bundesagrarministerin Ilse Aigner muß endlich dafür sorgen, daß die EU-Subventionen an wirksame Regeln für den Artenschutz gekoppelt werden. Bisher läßt sie hier jedes Engagement vermissen."

Doch auch während der "rot-grünen" Ära von 1998 bis 2005 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder waren solche Appelle an "die Politik" vergeblich (siehe unseren Artikel vom 27.03.05). Obwohl Schröder auf dem Höhepunkt des BSE-Skandals im Jahr 2001 den amtierenden "roten" Agrar-Minister Karl-Heinz Funke gegen die pseudo-grüne Renate Künast eintauschte und großmäulig eine Agrar-Wende und das "Ende der industriellen Tierproduktion" versprach, gab es keinen realen Kurswechsel, sondern lediglich Korrekturen am Image. So wurden auch unter Ministerin Künast die Agrar-Subventionen, mit denen nur die industriellen Großbetriebe gefördert, die Überproduktion beschleunigt und die kleinen und Bio-Bauern nach und nach zur Aufgabe gezwungen werden, entgegen den Vorschlägen des damaligen EU-Agrar-Kommissars Fischler beibehalten.

Auch heute kündigt die EU-Kommission in einem altbekannten Ping-Pong-Spiel mit den nationalen Regierungen wunderschöne Artenschutzpläne an, die von den Umweltschutz-Organisationen begrüßt werden. Doch bereits heute steht fest, daß die Umsetzung dieser Pläne von den amtierenden europäischen Agrar-MinisterInnen wie Ilse Aigner, Bruno Le Maire und Co rechtzeitig verhindert wird. Völlig zu recht stellt der BUND fest: "Entsprechende Vorgaben für die Subventionsempfänger, mehr Mittel für den Ökolandbau und ein Ende der umweltschädlichen Überproduktion sind nötig, wenn die Bundesregierung ihr Ziel erreichen will, den Artenverlust zu stoppen." Das entscheidende Wörtchen hierbei ist jedoch "wenn"...

Im Gegensatz zu Kaninchen legen Feldhasen keinen unterirdischen Bau an, sondern verstecken sich tagsüber in einer Mulde, der so genannten Sasse, in der auch die Jungtiere geboren werden. Dort werden sie wegen ihrer guten Tarnung zwar selten zur Beute ihrer natürlichen Feinde wie Fuchs oder Adler. Sie fallen aber der industriellen Landwirtschaft zum Opfer. Eine wildtiergerechte Gestaltung von Brachflächen wäre ein wirksames Instrument zum Schutz des Feldhasen, mindert jedoch die Profite.

Eine weitere Ursache bei der Ausrottung des Feldhasen spielen Straßenverkehr und Flächenfraß: Jahr für Jahr zerschneiden immer mehr Straßen die Landschaft und die Siedlungsfläche nimmt in Deutschland trotz konstanter Bevölkerungszahl weiter zu. "Schwarz-Gelb" fördert diese Entwicklung ebenso wie es "Rot-Grün" getan hatte.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Artenvernichtung beschleunigt
      Elefant und Nashorn in höchster Gefahr (3.03.12)

      Amphibienwanderung
      Erdkröten in Gefahr (28.02.12)

      Norwegische Walfang-Industrie
      setzt Interessen durch (20.02.12)

      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Libelle des Jahres 2012
      60 Prozent auf der Roten Liste (26.01.12)

      Schall-Untersuchungen im Meer
      Gefährdet deutsches Institut Wale und Robben? (23.01.12)

      UN-Bericht:
      Walbestände schrumpfen dramatisch (9.01.12)

      Skrupellose Thunfischjagd
      Informant offenbarte sich Greenpeace (19.11.11)

      Artenvernichtung
      Rote Liste wird länger (10.11.11)

      Dohle: Von der Roten Liste
      zum Vogel des Jahres 2012 (15.10.11)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
      Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)

      Gartenrotschwanz bald ausgerottet
      Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)

      TierschützerInnen kritisieren Delphin-Lagune
      im Nürnberger Zoo: "Teure Tierquälerei" (27.07.11)

      Schockierende wissenschaftliche Studie:
      Das Meer stirbt (21.06.11)

      Erfolg für Sea Shepherd?
      Japanische Walfang-Flotte dreht bei (16.02.11)

      Vergeblicher Alarm
      Weltmeere bald tote Meere (2.02.11)

      UN-Artenschutzkonferenz in Nagoya
      Mehr als nur wohlklingende Beschlüsse? (30.10.10)

      Artensteben im überfischten Mittelmeer
      Todesstoß Erdöl-Förderung? (5.08.10)

      Wale und Delphine leiden
      unter zunehmendem Lärm (8.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden (5.07.10)

      IWC schreibt Status Quo fort
      Weiterhin illegaler Walfang (24.06.10)

      Korruptions-Skandal bei der Walfangtagung
      IWC-Vorsitzender unter Bestechungsverdacht (21.06.10)

      Rettung für Wale?
      Bundestag beschließt Ausstiegs-Szenario (10.06.10)

      Greenpeace-Protest in Rotterdam
      Walfleisch für Japan (2.04.10)

      Artenschutzkonferenz zündet nächste Stufe
      zur Zerstörung der Lebensgrundlagen (18.03.10)

      Kitkat und die toten Orang-Utans
      Greenpeace deckt Zusammenhang auf (17.03.10)

      Fatale Zusagen an Walfänger geplant
      Antarktis-Schutzgebiet in Gefahr (28.02.10)

      Walfang in der Antarktis
      Japanisches Schiff rammt Tierschützer-Boot (6.01.10)

      Groteske Wolfs-Jagd in Schweden
      Kein Platz für wilde Tiere (3.01.10)

      Coltan-Boom bedroht Gorillas im Kongo
      Blutige Geschäfte - die dunkle Seite der glitzernden High-Tech-Welt
      (22.12.09)

      Druck auf die japanische Regierung:
      Allianz fordert Verkaufs-Verbot von Wal- und Delphinfleisch
      (24.11.09)

      Artensterben ungebremst
      Weltnaturschutzunion IUCN hilflos (3.11.09)

      Zunahme der Wilderei
      Elefant und Nashorn stark gefährdet (15.07.09)

      IUCN-Studie:
      Artensterben weltweit beschleunigt (2.07.09)

      Steigende Preise für Elfenbein
      Tod für Elefanten (15.02.09)

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Immer mehr Vögel sterben aus
      Jede achte Vogel-Art bedroht (23.09.08)

      Regenwaldvernichtung ungebremst
      Stärkste Abholzung in Brasilien (30.06.08)

      Delphinsterben durch Quecksilbervergiftung
      Weltmeere werden vergiftet und geplündert (15.06.08)

      Klimawandel in der Antarktis
      bedroht Königspinguine (26.02.08)

      Plünderung der Ozeane im Endspurt
      Umweltorganisationen warnen vor Meeres-Overkill (6.02.08)

      Flüchtlingselend und Artenschwund in Nordafrika
      Führt Tierschutz zu mehr Menschenschutz? (22.01.08)

      2007: Negativ-Rekord
      bei bedrohten Arten (28.12.07)

      Schlechte Chancen für Indiens Tiger
      Hilfe von Seiten der Politik? (11.12.07)

      ICCAT-Konferenz segnet Zerstörung der Ozeane ab
      Keine Chance für den Roten Thunfisch (18.11.07)

      Orang-Utans sterben für Agro-Treibstoffe
      Palmöl vernichtet Regenwälder (20.10.07)

      Artenvernichtung beschleunigt
      Gorillas und viele andere Arten immer seltener (12.09.07)

      Westpazifischen Grauwale
      werden vor Sachalin ausgerottet (19.07.07)

      Mittelmeer-Delphin kurz vor der Ausrottung
      Auch das Mittelmeer wird leergefischt (2.07.07)

      Beschleunigtes Amphibiensterben
      Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)

      Das Überleben des afrikanischen Elefanten
      ist in Gefahr / Elefantenwilderei auf Höchststand
      seit fast 20 Jahren (4.03.07)

      Delphine als Hai-Köder
      Vor Peru werden Delphine zerhackt ... (2.01.07)

      Fast alle Walfang-Nationen fälschen die Zahlen (24.05.05)

      Amazonas-Vernichtung nimmt weiter zu
      Bei Präsident Lula ist der Lack ab (19.05.05)

      Schmetterlinge in Deutschland
      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Osterhase bedroht (27.03.05)

      Letzte Ausfahrt vor dem Aussterben
      Pardelluchs vom Aussterben bedroht (10.03.05)

      Geld statt Wölfe in Norwegen
      Geld statt Eisbären in Grönland (28.01.05)

      Bundesadler plumbum (14.01.05)

      Urwaldschutz ist zugleich Orang-Utan-Schutz (21.09.04)

      Auch Elefanten wieder von der Ausrottung bedroht (15.09.04)

      Eisbär leidet unter Pestiziden (13.09.04)

      Rotbauchunke reloaded (30.07.04)

      Apollofalter
      the scream of the butterfly (19.05.03)

 

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