Der Schwarzmarktpreis für Elfenbein und für das Horn von Nashörnern hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr mehr als verzehnfacht. Nachdem in Afrika die Zahl der illegal abgeschossenen Elefanten und Nashörner über mehrere Jahre hin konstant und zeitweise gar rückläufig war, kam es nun innerhalb weniger Jahre zu einem dramatischen Anstieg der Wilderei. Nach einer aktuellen Studie des WWF und des Netzwerks zur Beobachtung des Wildartenhandels 'Traffic' wurden allein in den Staaten Südafrika und Simbabwe durchschnittlich zwölf Nashörner pro Monat illegal abgeschossen. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2005 waren es in ganz Afrika höchstens drei illegale Nashorn-Abschüsse pro Monat.
Ursächlich ist vor allem die steigende Nachfrage in Asien, die durch einen Boom auf dem irrationalen Markt für eine angebliche traditionelle chinesische Medizin angefeuert wird. "Die Lage aller fünf Nashornarten ist dramatisch", warnt WWF-Artenschutzexperte Volker Homes. "Angesichts der geringen Bestandszahlen bringt jeder Abschuß die Arten näher an den Rand der Ausrottung." Besonders prekär sei die Lage des Java-Nashorns. Derzeit gibt es nach WWF-Angaben nur noch etwa 50 bis 60 wildlebende Exemplare dieser Nashorn-Art im Ujung-Kulon-Nationalpark an der Westspitze Javas. Anders als der Name vermuten läßt, war das Java-Nashorn einst im gesamten südasiatischen Raum von Bangladesh über Myanmar, Thailand und Laos bis Vietnam und auf den Inseln Java und Sumatra verbreitet.
Sorge bereitet NaturschützerInnen auch der Handel mit illegalem Elfenbein in der Touristenmetropole Bangkok. "Thailand ist der größte illegale Elfenbeinmarkt in Asien. Gesetzeslücken und fehlender Vollzug erleichtern der Arten-Mafia ihre illegalen Machenschaften", sagt Volker Homes vom WWF. Obwohl verdeckte ErmittlerInnen der Umweltschutzverbände auf Märkten in Bangkok und Chiang Mai eine Zunahme des Elfenbein-Handels registrierten, gab es seit 2004 in ganz Thailand nur insgesamt zwei gemeldete Beschlagnahmungen durch die Polizei. "Die Behörden schauen bewußt weg und unternehmen nichts gegen diese Gesetzesverstöße", kritisiert Artenschutzexperte Homes. Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen werden im Nachbarland Myanmar im großen Stil Elefanten gewildert. Auch aus Afrika werde das "weiße Gold" nach Thailand geschmuggelt. Hinzu kommt, daß pro Jahr schätzungsweise 25 asiatische Elefanten, vornehmlich Muttertiere mit ihren Jungen, aus ihrer natürlichen Umgebung verschleppt und in den Touristenregionen als lebende Attraktionen mißbraucht werden.
Verheerend war auch die Wirkung einer legalen Elfenbein-Auktionen unter Aufsicht des Sekretariats des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens CITES im Herbst 2008. Diese hatte nachweislich für eine Belebung des internationalen Marktes für Elfenbein gesorgt. "Seit dem einmaligen Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen im südlichen Afrika letztes Jahr müssen wir einen rasanten Anstieg der Wilderei auf Elefanten beobachten," berichtet Jonathan Kirui, stellvertretender Direktor des Tsavo Nationalparks.
Offensichtlich ist es nicht allein damit getan, härtere Strafen zu fordern. Neben einer strikten Bekämpfung des Handeln auf der Angebots- wie auch auf der Nachfrageseite ist heute vor allem der Kampf gegen irrationale und esoterische Pseudo-Medizin angesagt. "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht", betont Volker Homes vom WWF und weist auch auf die Verantwortung von Asien- und insbesondere Bangkok-TouristInnen hin: "Touristen die mit Elfenbeinprodukten oder Nashorn-Medizin im Gepäck erwischt werden, müssen mit harten Strafen rechnen."
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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