Im März entscheidet die Europäische Union über eine Neuzulassung des Ackergifts Glyphosat. Vor zwei Tagen hat eine Untersuchung das Pestizid in 14 deutschen Bier-Sorten nachgewiesen. Die KrebsforscherInnen der Weltgesundheitsorganisation WHO hatten Glyphosat im vergangenen Sommer als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Doch der für den Schutz der VerbraucherInnen zuständige Landwirtschafts-Minister Christian Schmidt und das Bundesamt für Risikoforschung (BfR) spielen dessen Gefährlichkeit nach wie vor herunter.
Die Umwelt-Organisation NaBu fordert eine "umfassende Neubewertung von Glyphosat". Nach der Veröffentlichung der Test-Ergebnisse über 14 meistgetrunkenen Bieren der beliebtesten Bier-Marken Deutschlands (Siehe unseren Artikel v. 25.02.16) behaupteten Minister Schmidt und das BfR, ein Mensch nehme erst dann eine gesundheitlich bedenkliche Menge Glyphosat zu sich, wenn sie oder er 1000 Liter Bier einer der belasteten Sorten trinke. Leif Miller vom NaBu entgegegnet dem: "Glyphosat ist in immer mehr Produkten des täglichen Gebrauchs enthalten. Und das in bedenklicher Konzentration. Bundesregierung und zuständige Bundesbehörden müssen die Bedenken endlich ernst nehmen!"
Bundesregierung und BfR ignorieren offenbar, daß Glyphosat heute auch in Obst, Gemüse, Brötchen oder Nudeln aus dem Supermarkt enthalten ist. Lediglich Lebensmittel aus dem Bio-Laden sind weitgehend frei von Pestiziden. Der NaBu weist darauf hin, daß sich bei Berücksichtigung all der weitverbreiteten Lebensmittel, in denen Glyphosat enthalten ist und der Häufigkeit, mit der diese verzehrt werden, ein Gesamtbild der Gesundheitsgefährdung ergibt. Wer zudem in der Nähe einer landwirtschaftlich konventionell genutzten Fläche wohne oder glyphosathaltige Produkte im eigenen Garten anwende, bekomme auch auf diesem Wege zusätzlichen Spritznebel ab.
Der NaBu kritisiert, daß Glyphosat, das Pestizid des US-amerikanischen Agro- und Chemie-Konzerns Monsanto, jährlich in einer Menge von rund 6000 Tonnen auf Deutschlands Äcker und Kleingärtner niedergeht. "Diese schleichende Dauerbelastung für uns Menschen und die biologische Vielfalt muß ein Ende haben. Die Neuzulassung eines gefährlichen Pflanzengifts wie Glyphosat muß ausgesetzt werden," sagt Leif Miller vom NaBu. Die Umwelt-Organisation spricht sich seit Jahren für ein Verbot von Glyphosat aus. Besonders beim Gebrauch im Haus- und Kleingarten-Bereich ist das Risiko von Fehlanwendungen mit am größten. Deshalb fordert der NABU ein Verbot für den privaten Gebrauch. Erst kürzlich hatte der Umweltverband mit einer Protest-Aktion erreicht, daß mehrere Bau- und Garten-Märkte den Verkauf glyphosathaltiger Produkte stoppten - darunter zum Beispiel Bauhaus, Hornbach, Obi, Pflanzen Kölle oder Globus.
Eine aktuelle Stichproben-Aktion des NaBu ergab, daß sich jene Bau- und Garten-Märkte, die einen Verzicht angekündigt hatten, auch an ihr Versprechen halten und die Produkte nicht mehr anbieten. In anderen Bau-Märkten und im Online-Handel ist es jedoch weiterhin möglich Glyphosat-Produkte für den Privatgebrauch zu kaufen - und dies fast ohne fachliche Beratung. Bislang verkaufen Unternehmen wie Amazon, Westfalia, Pflanzotheke oder Floristik24 weiter glyphosathaltige Produkte im Internet.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Pestizid in deutschen Bieren
Rein trotz Glyphosat? (25.02.16)
Deutschlands Meeresschutz am Ende?
Umwelt-Verbände kritisieren Bundesregierung scharf
(22.02.16)
Giftiges Trinkwasser in US-Stadt Flint
seit März 2014 (18.01.16)
Hendricks schützt Plastiktüten
nach Vorbild des Klima-Gipfels von Paris (21.12.15)
Thunfisch und Quecksilber
EU-Kommission will Grenzwert lockern (16.09.15)
Industrielle Landwirtschaft gefährdet Grundwasser
Strenge Düngeverordnung gefordert (24.10.14)
Industrielle Landwirtschaft tötet
Fischsterben in der Elbe (24.07.14)
Todeszonen der Ostsee weiten sich aus
Bundesregierung untätig (17.06.14)
Europas Flüsse stärker mit Chemie belastet
als bislang angenommen (16.06.14)
Wald-AIDS 2013
Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)
Nitrat-Belastung im deutschen Grundwasser
verschlechtert sich dramatisch (19.10.13)
Agrar-Subventionen
BUND fordert Neuausrichtung (28.08.13)
VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
darf Pestizide enthalten (2.08.13)
Phosphat-Dünger
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (7.05.13)
Dem deutschen Wald geht es schlechter
als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Pestizide vernichten Amphibien
Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)
Speer-Azurjungfer ist Libelle des Jahres 2013
Vom Aussterben bedroht (5.01.13)
Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
ist "mangelhaft" (25.10.12)
Flächenfraß weiter lebensgefährlich
BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)
Greenpeace deckt auf
Pestizide in Obst und Gemüse (26.03.12)
Wald-AIDS greift um sich
Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)
Gartenrotschwanz bald ausgerottet
Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)
Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)
Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)
BUND fordert Aufgabe der Pläne
zum Elbe-Ausbau und Elbe-Saale-Kanal (9.02.11)
Uran im Trinkwasser
foodwatch kritisiert neuen Grenzwert (29.11.10)
Appell gegen Massentierhaltung
Für eine Agrar-Wende (23.11.10)
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Uran im Trinkwasser
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Umweltfrevel im Nationalpark
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globale Umweltzerstörung und Klimakatastrophe (14.05.07)
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