Mit Kuhglocken gegen Sonnleitner
Am gestrigen Mittwoch protestierten hunderte kleiner BäuerInnen vor der Zentrale des des Bauernverbandes in München mit Kuhglocken und Plakaten. Die Zwangssolidarität mit Großagrariern und Agro-Konzernen wie Südzucker ist nach der Stillhaltepolitik des Deutschen Bauernverbandes (DBV) angesichts sinkender Milchpreise und nach der Veröffentlichung der Agrar-Subventionslisten in der Zerreißprobe. Die Wut richtete sich insbesondere gegen den anwesenden DBV-Präsidenten Gerd Sonnleitner, der zugleich Präsident des Bayerischen Bauernverbandes und auf EU-Ebene Vizepräsident ist.
Auf den Plakaten waren deutliche Worte zu lesen wie etwa "Bauernmörder", "Verräter" und "Judas". Sonnleiter wurde als "Marionette der Industrie" bezeichnet, der die "bäuerlichen Betriebe verrecken" lasse. Die Wut der BäuerInnen, die von der - noch - verbandsinternen "Irschenberger-Gruppe" und dem Bundesverband Deutscher Milchbauern (BDM) angeführt werden, ist enorm.
Ludwig Strohmann, Bauernverbands-Obmann aus aus Prien am Chiemsee hielt eine Rede, bei der er am meisten Applaus erhielt als es gegen Sonnleitner ging: "Mit Sonnleitner und dem Bauernverband sind wir in den falschen Händen." Sonnleitner habe die BäuerInnen hintergangen. Aber die Großkopferten hätten "die Bauern unterschätzt", rief Strohmeier und kam zum entscheidenden Punkt: "Wir brauchen einen Verband, der unsere Interessen vertritt - und nicht die der anderen." Die Menge jubelte. Damit steht erstmals in der Geschichte des DBV die Spaltung im Raum. Die kleinen BäuerInnen wollen sich nicht länger einer Politik der Zwangssolidarität beugen, der sie Jahr für Jahr in immer größerer Zahl zum Opfer fallen. Ein weiterer Redner sprach die Tatsache aus, daß noch nie zuvor so viele landwirtschaftliche Betriebe dichtgemacht haben wie in der Zeit der Präsidentschaft Sonnleitners.
Aus ganz Bayern waren LandwirtInnen nach München angereist, aus Paderborn kam eine Delegation, mehr als 60 Landwirte kamen aus dem Oberallgäu. Marianne Wirth aus Oberstdorf, Mitglied der Irschenberger Gruppe, war eine der Demonstrantinnen. Nach eigener Aussage kann sie die andauernden Hiobsbotschaften zu weiter fallenden Milchpreisen nicht mehr ertragen. Einen Teil der Schuld sieht sie bei Sonnleitner. Sie hatte gehofft, dieser werde sich für eine flexible Mengensteuerung bei der Milch einsetzen. Den meisten der protestierenden KleinbäuerInnen ist mittlerweile klar, daß sie sich in Zeiten der Weltwirtschaftskrise europaweit zusammenschließen müssen und daß das gegenwärtige EU-System der Agrar-Subventionen keine Zukunft haben kann.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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