Berlin (LiZ). Nach wie vor sind rund 80 Prozent der deutschen Waldbäume krank. Dies geht aus einem - in diesem Jahr deutlich verspätet - vorgelegten "Waldzustandsbericht" für 2023 hervor. Der Anteil mit deutlichen Schäden stieg bei den Eichen von 40 auf 44 Prozent, bei den Buchen von 45 auf 46 Prozent und bei den Fichten von 40 auf 43 Prozent. Lediglich bei den Kiefern waren leichte Verbesserungen zu verzeichnen. Die Zahlen wären noch viel schlechter, wenn die Bäume nicht von Jahr zu Jahr immer jünger gefällt würden. Dieser elende Zustand der deutschen Wäldern hält nunmehr seit Jahrzehnten an, ohne daß die notwendigen politischen Maßnahmen ergriffen würden.
Ändern ließe sich dieser Zustand in erster Linie durch eine Reduzierung der Stickstoff-Emissionen der industriellen Landwirtschaft und in zweiter Linie durch eine Verkehrs-Wende. Beide Maßnahmen wären zudem hinsichtlich eines effektiven Klimaschutzes dringend erforderlich. Wie kaum anders zu erwarten sind jedoch von Cem Özdemir von den Pseudo-Grünen, dem seit über zwei Jahren amtierenden sogenannten Umwelt-Minister, nur leere Phrasen zu hören: "Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten." Nötig sei "eine Langzeitkur", um zu mehr Mischwäldern zu kommen.
In den Mainstream-Medien ist von den tatsächlichen Ursachen von Wald-AIDS meist nichts zu lesen. Weitverbreitet ist hingegen das Narrativ, die klimatischen Veränderungen mit zunehmender Trockenheit, Hitze und der Befall durch den Borkenkäfer seien ursächlich. Ein gesunder Wald kann jedoch - zumindest beim derzeitigen Ausmaß der klimatischen Veränderungen in Deutschland - sowohl Dürre- und Hitze-Perioden wie in den vergangenen Jahren als auch immer wieder massenhaft auftretende Insekten verkraften. Die durch den permanenten Stickstoff-Eintrag in ihrer Immunabwehr geschädigten deutschen Wälder halten dem allerdings nicht stand.
Der "Waldzustandsbericht" wird seit 1984 in den Bundesländern mit Hilfe räumlich verteilter Stichproben erstellt. Dabei wird von Mitte Juli bis Mitte August die Blattmasse der Kronen ermittelt und vier "Schadstufen" zugeordnet. Diesmal waren es 9688 Bäume an 402 Stichproben-Punkten. Das bundeseigene Thünen-Institut bündelt die Daten dann zu einem deutschlandweiten Ergebnis. Wie dicht Laub oder Nadeln sind, gilt als ein Indikator für den Gesundheitszustand.
Laut der Erhebung zeigt sich "ein negativer Trend" und vor allem die "älteren Bäume über 60 Jahre sind von Schad-Erscheinungen betroffen". Umweltorganisationen fordern eine Wende in der Waldwirtschaft. Greenpeace weckt die Hoffnung, Özdemir werde eine "historische Chance" ergreifen und das bestehende "Abholz-Gesetz" in ein "Waldschutz-Gesetz" umzuwandeln. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) fordert, die Bundesregierung solle im neuen Waldgesetz einen behutsamen Umgang mit Wald sicherstellen, konkrete ökologische Mindeststandards für die Forstwirtschaft beschließen und die Fläche der Naturwälder von unter fünf auf 15 Prozent der Waldfläche ausweiten. Der Naturschutzbund (NaBu) fordert "zeitgemäße Vorgaben" etwa für ein Kahlschlag-Verbot und ein Entwässerungsverbot.
Der Verband der Waldeigentümer erklärte hingegen, daß nicht die rechtlichen Bedingungen Ursache der Schäden seien, sondern der Klimawandel. Es brauche keine zusätzliche Regulierung, die den notwendigen Waldumbau lähme. Diese Position ist nicht verwunderlich, da sich der Verband der Waldbesitzer personell weitgehend mit der Lobby der industriellen Landwirtschaft überschneidet. Effektive Forderungen zum Schutz der deutschen Wälder sind von dieser Seite deshalb nicht zu erwarten. Die Schäden bei der "Waldernte" werden auch unter Özdemir durch erhöhte Subventionen ausgeglichen - aktuell versprach er zusätzliche 250 Millionen Euro an "Förderung".
Da der pseudo-grüne Minister Cem Özdemir zugleich für die Landwirtschaft verantwortlich ist, muß damit gerechnet werden, daß er auch in den kommenden zwei Jahren nichts an den Schadstoff-Emissionen der industriellen Landwirtschaft ändern und auch die Agrar-Wende weiterhin massiv hintertreiben wird. Schon Anfang 2023 war ersichtlich, daß Özdemir die Forderungen der Zukunftskommission Landwirtschaft ignoriert (Siehe unseren Artikel v. 31.01.23).
Die Ampel-Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag von 2021 eine Novelle des Bundeswaldgesetzes versprochen. Das jetzige Gesetz stammt aus dem Jahr 1975 und ist nach Ansicht von Umweltverbänden nicht mehr zeitgemäß. Es ist weder den veränderten Anforderungen der Gesellschaft an den Wald gewachsen, noch der aktuellen Waldkrise in Zeiten von Erderhitzung, Artensterben und Ressourcenknappheit. Aktuell befindet sich der Gesetzesentwurf angeblich in der Ressortabstimmung.
Siehe auch unsere Artikel:
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Über 80 Prozent der Bäume in den
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