Heute wurde bekannt, daß bei Arbeiten in der französischen Atomanlage Cadarache schon im Juni überraschend 39 Kilogramm Plutonium gefunden wurden. Eigentlich erfreulich, daß diesmal nicht wie schon so oft ein Fehlbestand vermeldet wurde? Dies anzunehmen wäre naiv. Denn die aktuelle Meldung belegt einmal mehr den unverantwortlichen Umgang, den die internationale Atom-Gemeinde mit dem hochgiftigen Bombenstoff pflegt.
Im "Versuchs"-Endlager Asse II ist bis heute nicht klar, ob und wieviel hochradioaktiver Müll illegal eingelagert wurde und über die dort vermutete Menge Plutonium schwanken die offiziellen Angaben zwischen 9 und zuletzt - wie im August vermeldet - 28 Kilogramm. Bereits 1987 schrieb der 'spiegel' - damals noch ein Nachrichten-Magazin - anläßlich des Skandals um die Hanauer Atomfirma Transnuklear: "(...) illegale Schiebereien mit falsch deklariertem Atommüll zeigen: Selbst der hochgiftige Bombenstoff Plutonium, angeblich Milligramm für Milligramm scharf überwacht, kann der internationalen Kontrolle entzogen werden."
Am 16. Februar 2005 meldete die britische 'Times', daß aus der britischen WAA Sellafield, einer der größten Atom-Anlagen der Welt, 30 Kilogramm Plutonium verschwanden. Die Menge würde für den Bau von acht Atombomben ausreichen. Bereits vor einigen Jahren hatten Inspektoren der der Euratom in der Mox-Anlage der französischen Cogema in Cadarache einen nicht akzeptablen Schwund an Plutonium festgestellt. Die genaue Menge wurde damals nicht veröffentlicht. Beim Blick auf die Zustände in Europas Atomanlagen liegt die Vermutung nahe, deren Manager wären bei Hütchenspielern in der Fußgängerzone in die Lehre gegangen. Mit dem großen Unterschied, daß sie selbst nicht mehr wissen, was sie wo versteckt haben.
Plutonium ist auch einer der giftigsten Stoffe der Welt. Wer von dieser gefährlichen Substanz auch nur ein Millionstel Gramm einatmet, ein kaum staubkorngroßes Teilchen, kann an tödlichem Lungenkrebs erkranken.
Von wem stammt wohl folgendes Zitat?
"Wenn sie einen Kuchen backen, geht auch nicht alles nach Rezept. Da fällt schon mal ein Mehlstäubchen ab. Ja und?"
Nein, das ist keine aktuelle Aussage eines französischen Atommanagers - das sagte die damalige "Umwelt"- und Atom-Ministerin Angela Merkel 1998, als sie von verstrahlten CASTOR-Transportwaggons erfuhr. Aber sie lernte schnell, daß Schlamperei in der Atomwirtschaft Methode hat. Und schon nach kurzer Zeit sagte sie zum gleichen Thema:
"Wir können uns nicht auf das Informationssystem der Industrie verlassen."
Da wird die Anti-AKW-Bewegung Frau Merkel sicherlich beim Wort nehmen. Plutonium ist einer der gefährlichsten Stoffe dieser Erde. Es ist absolut nicht tolerierbar, daß bei der "Wiederaufbereitung" von Atombrennstoff kein Mensch sagen kann, ob Plutonium verschwindet oder nicht, weil das System die Mengen nicht genau erfassen kann. Was wäre, wenn Staaten wie der Iran oder Nordkorea nicht in der Lage wären, über den Verbleib von 30 Kilogramm Plutonium Auskunft zu geben? Die Gefahr der Proliferation besteht auch in Großbritannien oder Frankreich. Mit der sogenannten Wiederaufarbeitung und der damit verbunden Plutoniumwirtschaft muß endlich Schluß gemacht werden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Regierungsgutachter: AKW Biblis B
mit schwerwiegenden Sicherheitsmängeln (11.10.09)
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"Versuchs-Endlager" Asse II:
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Folge 2 der Info-Serie Atomenergie