Die EU wird das in Sonntags-Reden propagierte Ziel, das Artensterben bis 2020 zu stoppen, nicht erreichen. Auch das angebliche Ziel, Treibhausgase zu reduzieren, wird beim gegenwärtigen Trend deutlich verfehlt werden. Dies ergibt sich aus dem neuen Bericht der Europäischen Umweltagentur.
"Die biologische Vielfalt nimmt immer weiter ab", heißt es darin unmißverständlich. Offenkundig bewegt sich die EU exakt in die entgegengesetzte Richtung wie die von der Parteien-Politik seit Jahrzehnten angekündigte. Besonders gefährdet seien Arten in den Meeren und Küstenregionen, erläuterte Hans Bruyninckx, Direktor der Europäischen Umweltagentur.
Der EU-Umweltbericht wird alle fünf Jahre veröffentlicht. Auch 2010 schon hatte sich das angebliche Ziel, etwas für den Artenschutz zu tun, als Makulatur herausgestellt. Umwelt-WissenschaftlerInnen warnen, daß beim gegenwärtigen Negativ-Trend ein Zusammenbruch ganzer Öko-Systeme nicht mehr lange auf sich warten läßt. In der Ostsee haben sich Todeszonen Dank der Nitrat- und Stickstoff-Abwässer aus der industriellen Landwirtschaft immer mehr ausgeweitet (Siehe unseren Artikel v. 17.06.14). Die Wälder sind im selben elenden Zustand wie in den 1980-er-Jahren - ausweislich der im offiziellen "Waldzustandsbericht" veröffentlichen Zahlen (Siehe unseren Artikel v. 11.02.15). Die Verkehrs-Wende befindet sich im Rückwärtsgang (Siehe unseren Artikel v. 16.02.15). Immer mehr Arten werden durch die industrielle Landwirtschaft ausgerottet (Siehe unseren Artikel v. 10.02.15). Die Energie-Wende wird massiv sabotiert (Siehe unsere Artikel v. 27.12.14 und v. 25.10.14).
In Sonntags-Reden hatten EU-PolitikerInnen versprochen, bis 2050 den Ausstoß an Treibhausgasen wie Kohlendioxid um 80 bis 95 Prozent zu verringern. Doch statt einer Verringerung der Emissionen ist europaweit und auch in Deutschland seit Jahren ein Anstieg zu verzeichnen. Bei Berechnungen, die auch die aus der EU ausgelagerte Produktion von Gütern, die in der EU konsumiert werden, mit einbeziehen, ergibt sich ein noch desaströseres Ergebnis.
Auch die Zahlen zum deutschen Flächen-Fraß tauchen im aktuellen Umwelt-Bericht auf: Zwischen 2009 und 2012 wurden pro Tag durchschnittlich 74 Hektar mit neuen Siedlungen oder Verkehrswegen bebaut (Siehe unseren Artikel v. 13.10.13).
Feinstaub in der Luft verursacht nach dem aktuellen Bericht der Europäischen Umweltagentur pro Jahr rund 430.000 vorzeitige Todesfälle in der EU. Die Zahlen zum Feinstaub stammen zwar aus dem Jahr 2011. "Sie sind seitdem aber auf ähnlichem Niveau geblieben," sagte ein Sprecher der Europäischen Umweltagentur. Feinstaub wird in erster Linie durch den Menschen erzeugt - durch Öfen, Motoren, Landwirtschaft und die Industrie.
Lärm sei die Todesursache bei mindestens 10.000 EuropäerInnen, die vorzeitig an Herzerkrankungen und Herzinfarkten sterben. Laut Umweltagentur sorgen schmutzige Luft und Lärm nach wie vor für "ernsthafte Gesundheitsprobleme, insbesondere in städtischen Gebieten". Dennoch wird der Frankfurter Flughafen weiter und weiter ausgebaut und die französische Regierung versucht, den Bau eines Groß-Flughafens bei Nantes gegen den Widerstand der örtlichen Bevölkerung durchzusetzen (Siehe unseren Artikel v. 23.02.14).
Weiter ist in dem - eigentlich nur den Fans von Splatter-Filmen zumutbaren - Umwelt-Bericht zu lesen, daß gerade in Deutschland andauernd die Grenzwerte für Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon überschritten werden. Und der steigende Einsatz von Chemikalien in vielen Produkten führe zudem zu immer mehr Hormon-Störungen beim Menschen - die Auswirkungen auf die marine Tier- und Pflanzenwelt sind seit Jahrzehnten bekannt.
Doch wie zum Hohn und im Widerspruch zu den in diesem Umwelt-Bericht enthaltenen Zahlen ist darin auch zu lesen, in Deutschland habe sich der Zustand der Umwelt seit der deutschen Wiedervereinigung deutlich verbessert.
Die menschengemachten klimatischen Veränderungen (euphemistisch: Klimawandel) werden die Gesundheitsprobleme noch verschärfen. Der Umwelt-Bericht fordert von der Parteien-Politik "wirkungsvollere Maßnahmen und Investitionen" - als ob der gegenwärtige negative Trend von einer unbekannten, finsteren Macht verursacht würde. Und wie schon in den vorangegangenen Ausgaben des Umwelt-Berichts sind keine Vorschläge darin zu finden, wie konkrete Schritte auszusehen hätten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Robin Wood siegt vor Gericht
über Polizei-Willkür (3.03.15)
Verkehrs-Wende im Rückwärtsgang
LkW-Verkehr verstärkt subventioniert (16.02.15)
Wald-AIDS 2014
Zustand zwischen Leben und Tod (11.02.15)
Industrielle Landwirtschaft
rottet Hamster aus (10.02.15)
Vorprogrammierte Umwelt-Katastrophe
Shell will vor Alaska nach Öl bohren (29.01.15)
Zweiter Planet im Kofferraum?
Bodenatlas 2015 wenig hoffnungsvoll (8.01.15)
Erneuerbare bei 26 Prozent
Wachstum weiterhin gebremst (27.12.14)
Anti-Arbeitsplatz-Minister Gabriel:
30.000 Jobs durch EEG-Sabotage vernichtet (25.10.14)
Industrielle Landwirtschaft gefährdet Grundwasser
Strenge Düngeverordnung gefordert (24.10.14)
Industrielle Landwirtschaft tötet
Fischsterben in der Elbe (24.07.14)
Warnung vor Gentech-Landwirtschaft
wegen steigendem Pestizideinsatz (26.06.14)
Todeszonen der Ostsee weiten sich aus
Bundesregierung untätig (17.06.14)
Europas Flüsse stärker mit Chemie belastet
als bislang angenommen (16.06.14)
Industrielle Landwirtschaft treibt
Klimakatastrophe voran (17.04.14)
Bienensterben international
Industrielle Landwirtschaft untergräbt Lebensgrundlagen (7.04.14)
Wald-AIDS 2013
Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)
60.000 DemonstrantInnen
gegen Flughafenbau in Nantes
Umweltbewegung kontra P"S" (23.02.14)
Agrar-Wende - Erneuern sich
die Pseudo-Grünen von unten? (27.01.14)
Das Aussterben der Bienen kann
plötzlich und ohne Vorwarnung kommen (6.01.14)
Honig darf verunreinigt werden
Bundesverwaltungsgericht läßt Gen-Kontamination zu (25.10.13)
Nitrat-Belastung im deutschen Grundwasser
verschlechtert sich dramatisch (19.10.13)
Flächenfraß
Täglich 74 Hektar mehr Siedlungs- und Verkehrsfläche (13.10.13)
Agrar-Subventionen
BUND fordert Neuausrichtung (28.08.13)
Jugend mag Bio
23 Prozent kaufen häufig Bio-Lebensmittel (20.08.13)
VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
darf Pestizide enthalten (2.08.13)
Chemie in Obst und Gemüse
Nur Bio-Lebensmittel unbelastet (17.06.13)
Phosphat-Dünger
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (7.05.13)
Bio-Lebensmittel: Die Produktion in Deutschland
hinkt der Nachfrage hinterher (6.05.13)
Bienen und Wildinsekten sind überlebenswichtig
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (27.02.13)
Dem deutschen Wald geht es schlechter
als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Pestizide vernichten Amphibien
Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)
Demo in Berlin für Agrar-Wende
25.000 erklären: "Wir haben es satt" (19.01.13)
Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
ist "mangelhaft" (25.10.12)
EU-Kommission versucht Gen-Honig
durch die Hintertür einzuschmuggeln (24.10.12)
Bio-Lebensmittel
- nur ein Mythos? (4.09.12)
Flächenfraß weiter lebensgefährlich
BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)
Bio-Landwirtschaft
Volkswirtschaftlich kostengünstiger (30.04.12)
Artenvernichtung
Osterhase gefährdet? (4.04.12)
Greenpeace deckt auf
Pestizide in Obst und Gemüse (26.03.12)
Wald-AIDS greift um sich
Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)
Gartenrotschwanz bald ausgerottet
Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)
Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)
Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)
Neu im Supermarkt:
Pestizid-Cocktail mit Johannisbeeren
Nur Bioläden stehen abseits (27.07.11)
Uran im Trinkwasser
foodwatch kritisiert neuen Grenzwert (29.11.10)
Appell gegen Massentierhaltung
Für eine Agrar-Wende (23.11.10)
Die Ostsee stirbt
Mord per Ackerbau und Viehzucht (27.07.10)
Erfolg der Bio-Landwirtschaft
mit Artenvielfalt statt Pestiziden (5.07.10)
Greenpeace: Salate nach wie vor
stark mit Pestiziden belastet (3.02.10)
Bio-Landwirtschaft
Option für Klimaschutz
und Sicherung der Welternährung (26.01.10)
Gentechnik erhöht Pestizidverbrauch
in den USA
US-Landwirtschaft benötigte 145.000 Tonnen mehr (18.11.09)
Bundesregierung unterliegt:
Liste der Agrar-Subventionen endlich öffentlich (9.06.09)
Die Ostsee stirbt
Immer weniger Schweinswale (28.01.09)
Wald-AIDS auch in den USA
Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)
Steigende Pestizidbelastung
bei konventionellem Obst und Gemüse
Politik fördert weiterhin einseitig agro-industrielle Landwirtschaft
(24.07.08)
Greenpeace prangert Chemie-Konzerne an
Umweltgefahren durch Pestizide (16.06.08)
Umweltverbrechen Mais-Anbau
Nitrat und Pestizide verseuchen das Grundwasser (18.05.08)
Bayer-Chemikalie Clothianidin gestoppt
Zusammenhang mit Bienensterben nun doch nachgewiesen
(17.05.08)
Bayer-Chemikalie Clothianidin in toten Bienen
Angeblich "kein klarer Zusammenhang" (9.05.08)
Bio-Mandarinen deutliche besser
Pestizid-Cocktail auf "normalen" Mandarinen (25.11.07)
Die Ostsee stirbt
Gabriel desinteressiert (15.11.07)
Die Ostsee stirbt
Deutschland schaut zu (28.09.07)
Schmetterlinge in Deutschland
80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)
Eisbär leidet unter Pestiziden (13.09.04)
Paprika mit Pestiziden
Greenpeace enthüllt fortlaufendes Versagen von Künast (2.07.04)
Agrar-Wende
Nichts als heiße Luft (24.01.04)
Bio-Landbau wächst (24.11.03)
Obst- und Gemüse
aus dem Bio-Laden (21.09.03)
Bienensterben
und noch ein Insektizid (14.08.03)
Apollofalter
the scream of the butterfly (19.05.03)