Führende EFSA-Mitarbeiterin wechselt zu Syngenta
Suzy Renckens, führende Mitarbeiterin der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), ist zum Gentech-Konzern Syngenta gewechselt. Die wissenschaftliche Leiterin der Abteilung Gentechnik, trat bereits im Jahr 2008 im Rahmen einer ExpertInnen-Anhörung offiziell für Syngenta auf. Der Schweizer Konzern ist einer der weltweit größten Entwickler von genmanipuliertem Saatgut.
Im Hause Syngenta ist Renckens mittlerweile zuständig für 'biotech regulatory affairs' in Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Bei der für die Zulassung von genmanipulierten Pflanzen in Europa entscheidenden Stelle in der EU-Bürokratie, der EFSA, hatte Renckens die Abteilung geleitet, die für die Entwicklung von Prüfungsrichtlinien und die Risikobewertung genmanipulierter Pflanzen zuständig ist. Sie arbeitete dort von Oktober 2002 bis Ende 2007 in dieser Funktion und vertrat die Behörde auch auf Zusammenkünften mit der Gentech-Industrie. Vor ihrer Tätigkeit für die EFSA arbeitete Renckens im gleichen Bereich für die Zulassungsbehörden in Belgien.
Besonders deutlich wurde die industrie-hörige Ausrichtung der EFSA im Falle der Gen-Kartoffel Amflora des BASF-Konzerns. Entgegen einer negativen Stellungnahme der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) gab die EFSA "grünes Licht" für die Zulassung von Amflora. Bedenken wegen einem als "Marker" im Erbgut der genmanipulierten Kartoffel enthaltenen Antibiotikaresistenz-Gen wischte die EFSA beiseite. Dabei kann eine über die Gen-Kartoffel verbreitete Antibiotika-Resistenz üble Folgen zeitigen: Das Antibiotikum Kanamycin, auf der WHO-Liste der wichtigsten Medikamente als Reserve-Antibiotikum gegen mehrfach-resistente Tuberkulose aufgeführt, wäre dann in Zukunft wirkungslos.
Der Fall Renckens stellt lediglich die Spitze des Eisberges dar. Denn sowohl in den entscheidenden Positionen der EU-Bürokratie als auch in denen der nationalen Regierungen sitzen nahezu ausnahmslos BefürworterInnen der Einführung und Verbreitung der "grünen" Gentechnik. Dies ist umso merkwürdiger als auf der einen Seite Europa als Hort der Demokratie gilt, auf der anderen Seite jedoch über 70 Prozent der Bevölkerung seit mittlerweile zwei Jahrzehnten laut übereinstimmenden Umfrage-Ergebnissen die "grüne" Gentechnik ablehnt.
Auch in der Zeit der "rot-grünen" deutschen Bundesregierung (1998 bis 2005) war mehrfach aufgefallen, welche Intention weisungsgebundene leitende Ministerialbeamte unter einer vermeitlich gentechnik-kritischen Ministerin, der pseudogrünen Renate Künast, verfolgten. Sie waren auf öffentlichen Veranstaltungenen und Werbe-Videos der Gentech-Industrie aufgetreten, um deren Heilsversprechungen einer widerspenstigen Bevölkerungsmehrheit schmackhaft zu machen. Unter anderem wurde dies vom TV-Magazin 'Report' im März 2005 enthüllt.
Einer der im Jahr 2005 so bloßgestellten, Hans-Jörg Buhk, Leiter der Gentech-Abteilung im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), fiel auch wieder im April 2007 auf. Als dessen seinerzeitiger Chef, Minister Horst Seehofer, wegen des Drucks der bayerischen LandwirtInnen den Anbau von Gen-Mais MON810 des Gentech-Konzerns Monsanto verbot, schoß Buhk quer und lieferte dem Konzern Argumentationshilfe für dessen Klage gegen das Verbot. Geschadet hat es dem Ministerialbeamten nicht. Ein weiterer öffentlich bekannter Fall ist der des BVL-Abteilungsleiters Detlef Bartsch, der in den vergangenen zwanzig Jahren keinen Hehl aus seiner Auffassung machte, es geben keine Alternative zur Gentechnik. So etwa in einer Sendung des Deutschlandfunks am 8. Dezember 2003. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die das Umweltinstitut München gegen Buhk und Bartsch im November 2006 einreichte, blieb - wie kaum anders zu erwarten - ohne Erfolg.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
(unter dem Aspekt "Filz" siehe unsere Artikel v. 18.04.07 und v. 1.03.05)
Bauernpräsident Sonnleitner als Gentech-Lobbyist
Sonnleitner fordert Erleichterungen für Gen-Futtermittel (20.10.09)
Gentech-Gegner im Elsaß vor Gericht
Versuch mit Gen-Reben war illegal (8.10.09)
Gentech-Gegner muß ins Gefängnis
Zwei Wochen Haft wegen 195 Euro Strafe (22.09.09)
Verunreinigungen mit Gen-Mais immer häufiger
EU-weit verdreifachten sich die negativen Ergebnisse (15.08.09)
Gen-Weizen Gatersleben
Streit um Feldbefreiung geht in die nächste Instanz (3.08.09)
Gen-Mais NK603 verunreinigt 170 Hektar
Behörden spielen auf Zeit (24.07.09)
Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
Laxe Auflagen bei der Beseitigung (13.05.09)
Aigner genehmigt Anbau
von Gen-Kartoffel Amflora
Gefahren nicht zu leugnen (27.04.09)
Plötzliches Verbot von Gen-Mais
Droht Wiederholung der Seehofer-Farce? (14.04.09)
Sozialistischer Gen-Mais?
Feldversuche auf Kuba gestartet (11.03.09)
Braunschweiger Gericht mag Gen-Honig
Imker verliert Klage gegen BVL (12.02.09)
CSU für und gegen Gen-Mais
Anbau in Bayern nur im Glashaus (11.02.09)
Lageplan zu Gen-Mais 2009
von Greenpeace veröffentlicht (4.02.09)
Öko-Landbau in Deutschland weiterhin gebremst
Einseitig Subventionen für Agro-Gentechnik und Agro-Chemie
(29.01.09)
Neue Widerstandsform gegen Agro-Gentechnik
"Gegensaat-Aktion" im April geplant (9.01.09)
Gen-Milch:
Breisgaumilch beginnt Umstieg (7.12.08)
Gentechnik auf dem Acker
Honig wird zu Sondermüll (30.09.08)
Greenpeace-Erfolg:
Landliebe künftig ohne Gentechnik (26.09.08)
Österreich verhängt
Importverbot für Gen-Mais (24.07.08)
Zulassung neuer Gen-Pflanzen auf EU-Ebene verschoben
Seehofer führt Künasts Doppelspiel fort (15.07.08)
Regenwaldvernichtung ungebremst
Stärkste Abholzung in Brasilien (30.06.08)
Augsburger Verwaltungsgericht:
Kein Schutz für Imker vor Gen-Mais
Koexistenz obsolet (1.06.08)
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Gentech weitgehend ohne neutrale wissenschaftliche Kontrolle
(7.05.08)
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Teilerfolg für BASF (19.02.08)
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