Im Mittelmeer sind in den vergangenen Stunden vermutlich erneut hunderte Flüchtlinge ertrunken. Pauline Schmidt, Sprecherin der deutschen Hilfsorganisation 'Jugend Rettet', berichtet von einem leeren Schlauchboot vor der lybischen Küste. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen sind im laufenden Jahr schon mehr als 190.000 Menschen über das Mittelmeer Richtung Europa geflohen. Im Jahr 2016 ertranken nach offiziellen Zahlen mehr als 5.000 Flüchtlinge im Mittelmeer.
Laut Pauline Schmidt von 'Jugend Rettet' hätte das leere Schlauchboot Platz für rund 140 Personen geboten. Das Rettungs-Team der Hilfsorganisation 'ÄrztInnen ohne Grenzen' (MSF) hat in der Meeresregion seit dem Wochenende fünf Leichen aus dem Meer gezogen. Am Samstag, 29. April, hatte die italienische Küstenwache ein bei Nebel und hohen Wellen in Seenot geratenes Flüchtlingsboot gemeldet. 'Jugend Rettet' machte sich mit ihrem Schiff 'Iuventa' auf die Suche - vergeblich. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) wurde über den Fund einer unbestimmten Zahl von Leichen an einem Strand in der Nähe der lybischen Küstenstadt Suwara informiert. Der Bericht konnte zwar bislang nicht überprüft werden - der Fundort liegt jedoch in der betreffenden Meeresregion.
"Wir müssen von einem Unfall ausgehen," sagte Pauline Schmidt, denn das leere Schlauchboot sei offenkundig erst kurze Zeit auf dem Meer gewesen und weise auch nicht die üblicherweise von Rettungskräften hinterlassenen Markierungen auf. Die Zahl der Menschen, die versuchen, in häufig kaum noch seetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, nimmt wegen der nun zunehmend milden Witterung zu. In diesem Jahr ertranken laut IOM bereits mehr als tausend Menschen - knapp 37.000 seien gerettet und nach Italien gebracht worden.
Seit Jahren reagiert die weit überwiegende Mehrheit der europäischen Partei-PolitikerInnen auf das Sterben im Mittelmeer mit eines Mischung aus Desinteresse, Heuchelei und der Verstärkung der Abschottung Europas. Zur Abschreckung von Flüchtlingen wird die Lage in Italien und Griechenland sowie an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien dramatisch verschlechtert. Während heuchlerisch davon geredet wird, nun werde ernsthaft darangegangen, den Fluchtursachen entgegenzuwirken, genehmigt die Parteien-Politik von Jahr zu Jahr umfangreichere Waffen-Exporte. Die abschreckende Situation in den Flüchtlingslagern soll sich Dank moderner Kommunikationsmittel bis in die entlegensten Winkel Afrikas herumsprechen, so daß die Menschen dort lieber verhungern, als in solchen Lagern zu gelangen. Und Staatsanwälte werden in Italien an die "Medien-Front" entsendet, um der staunenden Öffentlichkeit kundzutun, die Rettung von Flüchtlingen heize den Flüchtlingszustrom an und sei daher (mit-)verantwortlich für die Toten im Mittelmeer.
Anmerkungen
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