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Die Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan wurde in der Nacht zum 17. August in Istanbul verhaftet. Die türkische Anklage-Behörde wirft ihr "Volksverhetzung und terroristische Aktivitäten" vor. Im Zuge der "Säuberungen" nach dem Putschversuch Mitte Juli versucht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan offenbar, auch unliebsame FürsprecherInnen für die Rechte der KurdInnen kaltzustellen.
Die 1967 in Istanbul geborene Asli Erdogan - mit Präsident Erdogan nicht verwandt - gehört zu den bekanntesten FürsprecherInnen der kurdischen Minderheit in der Türkei. In den frühen 1990er-Jahren hatte sie als Physikerin am Kernforschungszentrum Cern in Genf gearbeitet. International bekannt wurde sie 1998 mit ihrem zweiten Roman, 'Die Stadt der purpurnen Pelerine', in dem Emigration und weibliche Emanzipation wichtige Themen sind. Der Roman erhielt im weltweit zahlreiche Auszeichnungen und wurde in 15 Sprachen übersetzt. 2010 erhielt sie für ihren Roman 'Steingebäude' den Sait-Faik-Literaturpreis, den bedeutendsten Literaturpreis der Türkei. Seit vielen Jahren schreibt sie auch in Zeitungen und Zeitschriften unerschrocken über die Unterdrückung der KurdInnen in der Türkei, über die Verhältnisse in türkischen Gefängnissen und über Folter und Gewalt gegen Frauen. 2008 gehörte sie zu den ersten türkischen Intellektuellen, die gegenüber dem armenischen Volk für die von türkischer Seite während des Ersten Weltkriegs begangenen Massenmorde um Verzeihung baten.
Asli Erdogan schrieb auch für die der kurdischen Bevölkerung nahestehende Tageszeitung 'Özgür Gündem'. Diese wurde am Dienstag, 16. August, von einem türkischen Gericht verboten. Bereits kurz darauf durchsuchte die Polizei die Redaktionsräume und nahm mindestens 24 RedakteurInnen und MitarbeiterInnen fest. Der Zeitung wird vorgeworfen, Propaganda für die PKK Abdullah Öcalans betrieben zu haben.
Türkische Schriftsteller wie Murathan Maungan und Burhan Sönmez lancierten eine Petition für die sofortige Freilassung Asli Erdogans. Auch der Internationale Schriftsteller-Verband PEN ist sehr besorgt wegen ihrer Verhaftung. Offenbar wurde sie während einer Polizei-Razzia in ihrer Wohnung festgenommen. Zwei weitere Journalisten des Senders IMC TV, die über die Razzia berichten wollten, wurden ebenfalls verhaftet.
"Wir sind besorgt, daß legitime journalistische Recherche nach dem Putschversuch vom 15. Juli von den türkischen Behörden mit kriminellem Handeln gleichgesetzt wird und daß die dem türkischen Staat mit Hilfe des Ausnahmezustands verliehene Machtfülle dazu genutzt wird, um abweichende und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen," sagte Ann Harrison, Direktorin des Internationalen Schriftsteller-Verbands PEN für den Bereich Medienfreiheit.
Der PEN-Verband fordert die türkische Regierung auf, die Freiheit des Wortes und die Menschenrechte zu respektieren sowie ihre Verpflichtungen gegenüber internationalen Verträgen einzuhalten und alle SchriftstellerInnen und JournalistInnen wie Asli Erdogan, die lediglich im Zusammenhang mit der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf Meinungsfreiheit festgehalten werden, sofort freizulassen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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