25.11.2014

Coffee to go - Cup to garbage
Das Problem Wegwerf-Becher

Umweltprobem Coffee to go - Grafik: Samy
"Coffee to go" wird immer beliebter - und damit zum Umwelt-Problem. In Deutschland fallen jährlich rund 6,4 Milliarden Wegwerf-Becher an. Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert nun den Umstieg auf Mehrweg-Becher.

Kaffee zum Mitnehmen für unterwegs ist ein relativ neues Phänomen - aber "Coffee to go" ist ungeheuer populär. Das beliebteste Getränk der Deutschen wird von Bäckereien und Coffee-Shops ebenso wie von Fast-Food-Ketten, Tankstellen und an Automaten angeboten. Jährlich werden nach Berechnungen der Verbraucherzentrale in Deutschland rund 6,4 Milliarden Einmal-Becher samt Plastikdeckel benutzt und landen im Abfall. Mit einer Kampagne für Mehrweg-Kaffeebecher will die Verbraucherzentrale Hamburg die zunehmende Müllflut durch den beliebten "Coffee to go" eindämmen.

Umweltbewußte Kaffee-TrinkerInnen tragen schon seit Jahren eine Kaffeetasse für unterwegs in der Tasche oder dem Rucksack mit sich. Doch bis heute hat nur eine Minderheit dieses Umweltbewußtsein entwickelt. Beim Kaffee-Verkauf wird auch nicht nach der Tasse gefragt - und wer gerade mal unaufmerksam ist, hat schon den Einmal-Becher mit Kaffee vor der Nase stehen... Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert nun den generellen Umstieg auf Mehrweg-Becher.

Viele Gäste von Cafés, wo heute in aller Regel der "Coffee to go" angeboten wird, haben ein schlechtes Gewissen, weil sie sehr wohl um die negativen Folgen für die Umwelt wissen. Eine nicht repräsentative Umfrage am Kaffee-Tresen ergibt Antworten wie: "Ich weiß, worauf Sie hinauswollen - Umweltschutz, biologisch abbaubar und solche Dinge." oder "Ja, das ist nicht umweltfreundlich... Ich habe mir auch schon überlegt, mir so eine feste Tasse zu kaufen, damit ich die immer mitbringen kann, die befüllt wird und die ich wieder mitnehme."

Dirk Petersen von der Hamburger Verbraucherzentrale erkennt diesen "guten Vorsatz" durchaus an: "Wir haben hier einen schönen Edelstahl-Becher. Der ist mit einem Schraubverschluß versehen, der gewährleistet, daß der Kaffee dann auch nicht ausläuft." Zugleich weist er auf einen Karton in seinem Büro, in dem sich mehrere hundert dieser Thermo-Becher befinden. Diese Becher werden heute kostenlos in der Hamburger Fußgängerzone verteilt. Damit soll auf das Problem der Einmal-Becher hingewiesen und ein bißchen mehr Umweltbewußtsein geweckt werden.

Theoretisch könnten die Wegwerf-Becher recycelt werden - wenn sie denn in entsprechende Wertstoff-Sammlungen gegeben würden. In der Realität landen jedoch fast alle Becher in den städtischen Restmüll-Tonnen oder irgendwo in der Landschaft.

Neben der Umweltverschmutzung ist die mit den Einmal-Bechern verbundene Papierverschwendung ein Haupt-Problem. Und Dirk Petersen nennt noch ein weiteres Problem: Die CO-Emission bei der Produktion. Ein Wegwerf-Becher allein führt zu 110 Gramm CO - 6,4 Milliarden Wegwerf-Becher ergeben damit über 700 Millionen Kilogramm CO-Ausstoß pro Jahr. Und in dieser Rechnung sind die Plastikdeckel noch nicht mit eingerechnet.

Die Branche widerspricht diesen Zahlen der Verbraucherzentrale. Nach ihren Angaben sind es "lediglich" zwei Milliarden Becher. Und der Deutsche Kaffeeverband erklärt, nach seinen Erkenntnissen liege der Verbrauch von Kaffeebechern nicht bei 80, sondern bei 23 pro Kopf und Jahr. Der Branchenverband verteidigte den Einmal-Becher und zitierte dazu eine dubiose Studie der niederländischen Organisation für angewandte Wissenschaft TNO zu den "Schattenkosten von Einweg- und Mehrweg-Bechern".

Dabei ist der Einmal-Becher nach Einschätzung der VerbraucherschützerInnen nicht nur ein Problem für die Umwelt. "Die Einmal-Becher sind innen mit Kunststoff beschichtet, von dem auch schädliche Stoffe an den Kaffee abgegeben werden können," sagte Petersen. "Eine gesundheitliche Beeinträchtigung kann nicht ausgeschlossen werden."

Allerdings haben nicht nur manche KundInnen, sondern auch etliche Kaffee-Anbieter das Problem erkannt. Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg ergab, daß immerhin die Hälfte der befragten Coffee-Shops und Bäckereien wiederverwendbare Becher im Sortiment hat – die Kosten liegen zwischen 4,90 und 16 Euro pro Stück. Dirk Petersen sagt: "Von 14 getesteten Geschäften waren es sieben, die solche im Angebot hatten - und die befüllen sie natürlich auch. Und sie befüllen auch Fremd-Mehrwegbecher. Interessant war, daß nur zwei es generell ablehnen, Becher wieder zu befüllen." Bei einigen Verkaufsstellen gibt es für Kaffee im mitgebrachten Becher sogar eine kleine Preisvergünstigung - meist sind dies 10 Cent.

Da die Anbieter mit vermiedenen Wegwerf-Bechern, die sie bislang kostenlos abgeben, auch Kosten sparen, ist die Preisvergünstigung aus der Sicht Petersens nur logisch. Er fordert Anbieter und VerbraucherInnen gleichermaßen auf, mehr Umweltbewußtsein zu entwickeln.

 

 

Anmerkungen

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