Der Weg zum illegalen Endlager
Kürzlich behauptete ein Atomenergie-Befürworter in einem Diskussionsforum, die große Zahl an Atommüll-Transporten in Deutschland sei nur deshalb notwendig, weil die Anti-Atom-Bewegung Endlager verhindere. Tatsache ist jedoch nach wie vor, daß weltweit kein geeigneter Ort für eine Endlagerung hochradioaktiven Mülls nachgewiesen werden konnte. Das Desaster mit dem "Versuchs-Endlager" Asse II zeigt zudem eindringlich, daß in Deutschland bislang noch nicht einmal schwach- und mittelradioaktiver Müll sicher gelagert werden kann. Die mit Hilfe der "rot-grünen" Bundesregierung an den AKW-Standorten durchgesetzten Zwischenlager, in denen mittlerweile immer mehr radioaktiver Müll in höchstens für zwei bis drei Jahrzehnte stabilen CASTOR-Behältern abgeladen wird, nehmen immer deutlicher den Charakter illegaler Endlager an.
Nach dem Willen der deutschen Atom-Industrie soll nun verstärkt Atommüll im westfälischen Zwischenlager Ahaus abgeladen werden. Die Bezirksregierung Münster genehmigte nun die "Einlagerung von Betriebs- und Stilllegungsabfällen aus deutschen Kernkraftwerken." Es handelt sich dabei allerdings nicht allein um schach- und mittelradioaktiver Müll, sondern auch um "Metallschrott und ausgebaute Anlagenteile," so die Sprecherin der Bezirksregierung Münster, Sigrun Rittrich. Auch hochradioaktiver Müll aus dem Forschungsreaktor Jülich soll nach Ahaus geschafft werden. Im Oktober beantragte die Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS), die das Zwischenlager betreibt, beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Einlagerung von 152 CASTOR-Behältern mit Brennelementen aus dem Forschungsreaktor Jülich.
Bereits 2006 hatte die GNS die Einlagerung von 150 CASTOR-Behältern aus der französischen Plutoniumfabrik ("Wiederaufbereitungsanlage") La Hague beantragt, die mit verstrahlten Brennelement-Hüllen beladen sind. Im Zwischenlager Ahaus, das eine Betriebsgenehmigung bis 2036 besitzt, lagern bereits 305 CASTOR-Behälter mit kugelförmigen Brennelementen aus dem stillgelegten Thorium-Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop. Das deutsche THTR-Projekt war Ende der 1980er Jahre gescheitert, nachdem die damalige "schwarz-gelbe" Bundesregierung unter Helmut Kohl bereits mehr als umgerechnet 4,4 Milliarden Euro an Steuergeldern dafür zur Verfügung gestellt hatte. Für diesen hochradioaktiven Atommüll besteht ebenso wie für die Brennelemente aus Jülich kein Endlager-Konzept.
AtomkraftgegnerInnen und UmweltschützerInnen protestieren deshalb dieser Tage erneut gegen die Transporte: "Die Leichtbauhalle in Ahaus ist keine Lösung für die riesigen Atommüllprobleme der deutschen Atomindustrie", sagt Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus'. Zusammen mit sechs weiteren Anti-Atom-Initiativen ruft die BI für Sonntag zu einer Demonstration vor dem Zwischenlager auf.
Die Genehmigung für den schwach- und mittelradioaktiven Müll durch die Bezirksregierung Münster sei völlig intransparent vergeben worden, kritisiert BI-Vorsitzender Heiner Möllers: "Weder ist bekannt, aus welchen AKWs welcher Atommüll kommen soll, noch, wie hoch die radioaktive Strahlung tatsächlich ist." GNS-Sprecher Rosen verwies lediglich auf eine neue "Konditionierungsanlage" in Duisburg, in der die atomaren Abfälle auf die Einlagerung vorbereitet werden sollen.
Wohlfeile Statements aus den Reihen verschiedener (Oppositions-)Parteien wiederzugeben kann unseren LeserInnen hier erspart bleiben, denn ausgerechnet der heutige "CD"U-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte bereits 2004 als Oppositionsführer alles Nötige gesagt: "Atommülltransporte sind der Bevölkerung in Ahaus und Umgebung so lange nicht zumutbar, wie die Frage der Endlagerung in Deutschland ungeklärt ist".
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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