Ghana ist nur eines von vielen Ländern in Afrika, wo eine korrupte Regierung die eigene Bevölkerung im Dienste internationaler Konzerne unterdrückt. Doch gegen ein Gesetz, das im Interesse des US-amerikanischen Gentech-Konzerns Monsanto die traditionellen Rechte der ghanaischen KleinbäuerInnen negiert, wächst der Widerstand.
Das offiziell als 'Plant Breeders Bill' (deutsch: Pflanzenzüchter-Gesetz) bezeichnete neue Gesetz wird in Ghana allgemein nur das "Monsanto-Gesetz" genannt. Es verbietet den KleinbäuerInnen de facto, traditionelle Landwirtschaft zu betreiben. Denn das Aufbewahren, der Austausch und das Züchten von Saatgut sind nun verboten. Unter dem 'Plant Breeders Bill' wird das "geistige Eigentum" der Saatgut- und Agro-Konzerne wie Monsanto geschützt und den LandwirtInnen drohen hohe Strafen, für den Fall, daß sie auch nur irgendetwas anbauen, was patentiert wurde - selbst dann, wenn ihre Felder durch Samenflug verunreinigt wurden.
In Ghana werden bis heute rund 70 Prozent der Nahrungsmittel von KleinbäuerInnen erzeugt. Und in ganz Afrika ist über 80 Prozent des Saatguts noch in bäuerlichen Händen. Weltweit jedoch kontrollieren nur zehn Konzerne bereits über 75 Prozent des kommerziellen Saatgut-Handels. Und Monsanto besitzt die Rechte an über 80 Prozent des weltweit gehandelten genmanipulierten Saatguts.
Die Regierung in Accra behauptet, das neue Gesetz solle "einen Anreiz schaffen, um neue Saatgut-Sorten zu entwickeln und um mehr und besser vermarktbares Getreide zu produzieren." Die KleinbäuerInnen erkennen hingegen, daß dieses Gesetz allein dazu dient, die Rechte am Saatgut auf Konzerne wie Monsanto zu übertragen. Auch die nationale Vereinigung der FarmerInnen und FischerInnen (GNFF - 'Ghana National Association of Farmers and Fishermen') nimmt öffentlich Stellung: "Mit diesem Gesetz werden die FarmerInnen gezwungen, in jeder Saison Saatgut zu kaufen."
Dabei ist die traditionelle Gewinnung von Saatgut, um damit im Folgejahr unabhängig von kommerziellen Saatgut-Konzernen zu bleiben und der Tausch von Saatgut unter KleinbäuerInnen mit dem Ziel eigenständiger Neuzüchtungen, genau jene Form von lokal angepaßter Landwirtschaft, von der selbst die UNO schon seit einigen Jahren sagt, daß nur sie imstande ist, die Weltbevölkerung zu ernähren.
Duke Tagoe von der Nichtregierungs-Organisation 'Food Sovereignty Ghana' (deutsch: Nahrungs-Souveränität Ghana) kennt die Folgen solcher Gesetze in Ländern, wo Saatgut-Konzerne die Kontrolle übernommen haben: "Die wirtschaftlichen Folgen für das Leben der Bauern sind katastrophal. Die Quelle der Nahrung ist Saatgut. Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die gesamte Nahrungskette." Nicht selten kam es unter KleinbäuerInnen zu Massenselbstmorden wegen der steigenden Verschuldung, die mit der Abhängigkeit von den Saatgut-Konzernen einhergeht. Diese üben oft zugleich die Kontrolle über die Pestizid- und Düngemittel-Märkte aus.
Das ghanaische 'Plant Breeders Bill' hat sein Vorbild in den USA, wo Präsident Barack Obama das Gesetz 'Monsanto Protection Act (H.R.933)' unterzeichnete, obwohl es viele Proteste und Warnungen hiergegen gab. Und Monsanto hat nicht nur die US-Regierung in der Hand, auch mit Hilfe der G7-Staaten und der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung des Microsoft-Multi-Milliardärs versucht der Konzern, sein patentiertes genmanipuliertes Saatgut in Afrika zu verbreiten. Und dies unter dem Vorwand der Philanthropie.
Anmerkungen
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