Die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA hat genmanipulierten Lachs als Lebensmittel zugelassen. Das gentechnische Konstrukt sei für Menschen zum Verzehr geeignet und gesundheitlich unbedenklich. Vermehrung und Aufzucht von Gen-Lachs bleiben in den USA jedoch weiterhin verboten.
Im Juni 2011 hatte das US-Repräsentantenhaus die Markteinführung von Gen-Lachs gestoppt (Siehe unseren Artikel v. 17.06.11). Seit Jahren kämpft der US-Konzern AquaBounty Technologies mit Unterstützung mächtiger Financiers für die Marktzulassung seines genmanipulierten Lachses 'AquaAdvantage'. Das Erbgut des Gen-Lachses wurde mit dem Einbau von Genen des Chinook-Lachses aus dem Pazifik und Genen des aalähnlichen Meeresdickkopfs so verändert, daß das so geschaffene Konstrukt schneller wächst und weniger frißt als konventioneller Lachs, der in den USA in Aqua-Kulturen aufgezogen wird. Das 'AquaAdvantage'-Konstrukt erreicht das erforderliche Schlachtgewicht bereits nach 16 bis 18 Monaten. Der in der konventionellen Aqua-Kultur benutzte atlantische Seelachs benötigt dagegen rund drei Jahre, um zur entsprechenden Größe heranzuwachsen. Die Produktion von Gen-Lachs verspricht daher hohe Profit-Raten.
UmweltschützerInnen kritisieren die Entscheidung der FDA. Nach wie vor ist deren Haupt-Argument, wonach einmal aus dem Labor entlassenes manipuliertes Erbgut die natürliche Artenvielfalt bedroht, nicht widerlegt. Die FDA meint offenbar, diese Gefahr relativieren zu können, in dem sie das Verbot von Vermehrung und Aufzucht von Gen-Lachs innerhalb der USA aufrechterhält. Die Lachse dürfen nur in besonderen Anlagen im Ausland - bisher: Panama - aufgezogen und von dort in die USA importiert werden.
Gen-Lachs ist nun das erste auf einem Tier basierende genmanipulierte Konstrukt, das als Nahrungsmittel in den USA vermarktet werden darf. Schon 1995 hatte AquaBounty Technologies in den USA die Zulassung für den von ihm entwickelten Gen-Lachses 'AquaAdvantage' beantragt. Für die US-amerikanischen Gentechnik-KritikerInnen ist der Gen-Lachs unter der Bezeichnung "Frankenfish" zu einem Symbol für den Kampf gegen eine natur- und menschenverachtende Minderheit von profitgierigen TechnologInnen geworden.
Zwanzig Jahre nach dem ersten Antrag genehmigte nun die FDA genmanipulierten Lachs als Lebensmittel. Und dies, obwohl bislang auch keine Langzeituntersuchungen über mögliche Gesundheitsgefahren beim Verzehr dieses Produkts vorliegen. 'AquaAdvantage' kann ab sofort in US-amerikanischen Supermärkten verkauft werden.
Im Jahr 2009 hatte die FDA erstmals besondere Richtlinien für die Zulassung genmanipulierter Tiere erlassen, was eine erneute Überarbeitung des Zulassungsantrag für den 'AquaAdvantage'-Lachs erforderlich machte. Vor zwei Jahren schloß die FDA die Bewertung sowohl der gesundheitlichen wie der Umweltsicherheit ab.
Nach wie vor befürchten auch Fischerei-Verbände, daß genmanipulierter Lachs aus den Tanks der Zuchtfarmen entweichen und die in den freien Gewässern lebenden weniger großen Artgenossen verdrängen könnte. Ähnlich wie bei der Atomenergie ist dieses "Restrisiko" nicht auszuschließen und die FDA argumentiert lediglich, bei Einhaltung aller Sicherheits-Vorkehrungen sei dieses Risiko gering. Und im Sinne der "Logik des zweierlei Maß" bleibt daher die Aufzucht von Gen-Lachs in den USA erst einmal verboten.
Laut Entscheidung der FDA ist die Aufzucht von genmanipuliertem Lachs vorerst nur in speziellen Fisch-Farmen mit abgeschlossenen Tanks ohne Verbindung zu offenen Gewässern erlaubt. Derzeit - so die FDA in einer Medien-Mitteilung, gebe es weder in den USA, noch in anderen Ländern nach diesen Standards zertifizierte Anlagen - mit Ausnahme von zwei in Kanada und Panama. Von dort könne Gen-Lachs in die USA geliefert werden.
Gleichzeitig mit der Zulassung von Gen-Lachs hat die FDA neue Richtlinien für die Kennzeichnung von Lebensmitteln aus genmanipulierten Organismen erlassen. Eine verpflichtende Kennzeichnung wird es in den USA weiterhin nicht geben, wohl aber verbindliche Regeln für eine ausdrückliche Kennzeichnung "ohne Gentechnik". Dies erlaubt der konventionellen Fischerei eine gewisse Gegenwehr.
Ron Stotish, Chef von AquaBounty, begrüßte die Entscheidung der FDA als "Meilenstein für die amerikanische Wissenschaft". 'AquaAdvantage' soll nun als "Premium-Produkt" vermarktet werden. Eine freiwillige Kennzeichnung mit Hinweis auf Gentechnik sei nicht vorgesehen.
Wenonah Hauter, Sprecherin der VerbraucherInnen-Organisation Food & Water Watch, kündigte bereits in Übereinstimmung mit zahlreichen weiteren Umweltschutz-Organisationen Widerstand an. Durch das angebliche Freihandels-Abkommen TTIP ist auch Europa der Gefahr ausgesetzt, daß Gen-Lachs in die Supermärkte gelangt. Mit der Zulassung von Gen-Lachs hat die FDA eine Tür geöffnet, durch die bald auch weitere genmanipulierte Tier-Konstrukte schlüpfen könnten: So prüft die FDA nach eigener Aussage die Zulassung von genmanipulierten Mücken, die Krankheiten bekämpfen könnten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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